Schottlands kulinarische Geheimnisse & magische Orte: Ein unvergesslicher Reisebericht

Als im letzten Jahr ein Freund beiläufig erwähnte, dass Ed Sheeran diesen Sommer in Schottland spielen würde, zögerte ich nicht lange. Günstige Stehplatztickets waren schnell gekauft, und schon schmiedete ich Pläne für einen Trip rund um dieses musikalische Highlight. Kombiniert mit meiner tiefen Zuneigung zur Serie „Outlander“, die meine Vorstellung von Schottland seit Jahren prägt, war der Reiseplan – zumindest in meinem Kopf – absolut perfekt und narrensicher.
Und trotz der Tatsache, dass ich vor meiner Ankunft kaum etwas anderes geplant hatte (abgesehen vom besagten Konzert und dem augenzwinkernden Vorhaben, jeden Nicht-Schotten liebevoll als „Sassenach“ zu bezeichnen), erwies sich die Woche in Schottland als absolut phantastisch und voller unvergesslicher Momente. Es war eine Reise, die meine Erwartungen bei Weitem übertraf und mich mit einer Fülle von Eindrücken – sowohl kulinarischer als auch visueller Natur – bereicherte. Hier sind einige der Dinge, die ich erlebt, gegessen und gesehen habe.




Die Kulinarik: Schottland’s überraschende Gaumenfreuden
Um ganz ehrlich zu sein: Meine Erwartungen an die schottische Küche waren nicht besonders hoch. Umso aufregender war es, als sich die meisten Gerichte, die ich probierte, als ausgesprochen köstlich erwiesen! Natürlich gibt es einige nationale Spezialitäten, die auf den ersten Blick vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig wirken – ja, ich meine euch, Black Pudding und Haggis. Doch Schottland macht dies mit einer Fülle an hervorragendem frittiertem Halloumi, herzhaften Linsen und unwiderstehlichen Trüffelkartoffeln mehr als wett. Die kulinarische Szene in Schottland hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und bietet weit mehr als nur traditionelle Gerichte. Sie ist eine wahre Entdeckungsreise für jeden Foodie!

Während ich mich an den *echten* Haggis nicht herantraute – der Gedanke an Schafsinnereien ist einfach nicht jedermanns Sache –, war die vegetarische Interpretation ein absoluter Game Changer! Dieses Gericht, bestehend aus Kartoffeln, Linsen und einer reichhaltigen Bratensoße (traditionell serviert mit Neeps & Tatties, also Steckrübenpüree und Kartoffelbrei), hat mich vollkommen überzeugt. Die Kombination aus erdigen Linsen, cremigem Kartoffelbrei und der würzigen Soße war so überraschend gut, dass ich bereits in meiner Küche an einer Nachbildung dieses Rezepts arbeite. Es ist der perfekte Beweis dafür, dass schottische Küche modern und zugänglich sein kann, ohne ihren Charakter zu verlieren. Es ist nicht nur ein Gericht, sondern ein Erlebnis.
Wo immer es möglich war, nutzte ich auch die Gelegenheit, ein vegetarisches schottisches Frühstück zu bestellen. Diese Mahlzeit ist legendär und ein Muss für jeden Schottlandbesuch. Die gegrillten Portobello-Pilze waren einfach himmlisch, saftig und perfekt gewürzt, und die vegetarischen Scotch Eggs – ein hartgekochtes Ei umhüllt von einer vegetarischen Hülle und frittiert – waren eine Offenbarung! Normalerweise wird für Scotch Eggs Hackfleisch verwendet, doch diese fleischlose Variante, oft mit Pilzen oder Hülsenfrüchten als Basis, war eine knusprige und cremige Köstlichkeit, die man unbedingt probieren sollte. Ein typisch schottisches Frühstück ist eine reichhaltige Mahlzeit, die Energie für den ganzen Tag liefert, und die vegetarischen Optionen stehen den traditionellen in nichts nach.




Mit ihren ausgedehnten grünen Weiden und sanften Hügeln ist Schottland auch bekannt für seine ausgezeichneten Milchprodukte und Molkereien. Es war also im Namen der „Forschung“ absolut unerlässlich, dass ich das preisgekrönte Alandas Gelato in Edinburgh probieren musste. Die Qualität der Milch macht sich hier deutlich bemerkbar – das Eis war unglaublich cremig, geschmacksintensiv und ein wahrer Genuss. Man konnte förmlich die Frische der schottischen Landwirtschaft schmecken, die in jedem Löffel steckte. Ein echtes Highlight für jeden, der Süßes liebt.
Und im gleichen Zuge, um das kulinarische Erbe Schottlands vollends zu erforschen, durften wir uns die Scones und Süßspeisen, die das Land zu bieten hat, bei einem traditionellen High Tea in den historischen Willow Tea Rooms in Glasgow nicht entgehen lassen. Diese ikonischen Teestuben, gestaltet vom berühmten Architekten Charles Rennie Mackintosh, bieten nicht nur eine wunderschöne Atmosphäre, sondern auch eine exquisite Auswahl an kleinen Sandwiches, Gebäck und natürlich den berühmten Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade. Es war ein Fest für die Sinne und eine Zeitreise in die elegante Vergangenheit. Die Scones waren frisch gebacken, außen leicht knusprig und innen herrlich zart – einfach perfekt.


Nicht jede Mahlzeit war ein voller Erfolg, und auch das gehört zu einer authentischen Reiseerfahrung. Ich war so begeistert von der Idee, „vegane Fish and Chips“ zu probieren, dass ich unsere ganze Gruppe zu Bertie’s Proper Fish & Chips in Edinburgh schleppte. Die Erwartung war groß, die Enttäuschung leider auch. Was ich bekam, war eine schleimige, frittierte Auberginenscheibe, die definitiv *nicht* bald den Weg auf meinen Blog finden wird. Es war eine Lektion: Nicht alles, was vegan klingt, ist auch ein kulinarischer Volltreffer. Aber auch solche Erlebnisse sind Teil des Abenteuers und liefern lustige Geschichten für später.

Die Getränke: Schottlands flüssiges Gold & magische Elixiere
Wo Schottland vielleicht in der Vielfalt der traditionellen Gerichte etwas zurückbleibt, da glänzt es umso mehr in der Whisky-Abteilung. Dies ist ein Land, das Whisky atmet, lebt und zelebriert. Die Scottish Whisky Experience in Edinburgh war für uns ein absolutes Highlight. Sie führte uns auf faszinierende Weise durch die sensorischen Aspekte der einzelnen Whiskyregionen Schottlands – von den rauchigen Islay-Whiskys über die fruchtigen Speyside-Sorten bis hin zu den sanften Lowlands und den robusten Highlands. Für zwei Sensorik-Wissenschaftler wie uns war das der Himmel auf Erden! Wir lernten nicht nur über die Geschichte und Herstellung, sondern auch, wie man die subtilen Unterschiede in Aroma, Geschmack und Textur wahrnimmt. Die Tour endete natürlich mit einer Verkostung, die uns die Komplexität und den Reichtum des schottischen Whiskys näherbrachte. Es ist nicht nur ein Getränk, sondern ein Stück schottischer Seele.

Neben dem edlen Whisky tauchten wir auch tief in die Harry-Potter-Folklore Edinburghs ein. Die Stadt selbst ist eine Inspirationsquelle für J.K. Rowling gewesen, mit Gassen und Gebäuden, die die Winkelgasse (Diagon Alley) und Hogwarts inspirierten. Ein Besuch des berühmten Greyfriars Kirkyard, der viele Namen auf seinen Grabsteinen beherbergt, die in den Büchern wiederzufinden sind (z.B. Tom Riddle), gehört zum Pflichtprogramm für jeden Fan. Ein paar „Zaubertränke“ im The Department Of Magic besiegelten das magische Erlebnis. Diese einzigartige Themenbar entführte uns mit ihren fantasievollen Cocktails und der zauberhaften Atmosphäre direkt in die Welt der Hexerei und Zauberei. Es war ein spielerischer und gleichzeitig ehrfurchtsvoller Tribut an die Magie, die Edinburgh umgibt.



Die Sehenswürdigkeiten: Historie, Natur & Filmkulissen
Wenn ich nicht gerade von Restaurant zu Bar und wieder zurück hüpfte, erkundete ich zu Fuß Edinburgh und Glasgow. Beide Städte sind reich an Geschichte, Kultur und atemberaubender Architektur. Die vielen Schritte halfen nicht nur, die Kalorien der Scones und Whiskys zu verbrennen, sondern führten uns auch zu unzähligen beeindruckenden Orten. Hier sind einige Highlights, die ich jedem Schottland-Reisenden wärmstens empfehlen kann:
Arthur’s Seat: Dieser erloschene Vulkan, der majestätisch über Edinburgh thront, war nicht nur perfekt, um einige der schönsten Ausblicke auf die Stadt zu genießen, sondern auch ideal, um die zuvor genossenen Scones wieder abzuarbeiten. Der Aufstieg ist moderat, aber die Belohnung in Form eines 360-Grad-Panoramas über die Stadt, den Firth of Forth und die umliegende Landschaft ist absolut spektakulär. Es ist ein Ort der Ruhe und des atemberaubenden Blicks, direkt am Rande einer pulsierenden Hauptstadt.


The Edinburgh Castle: Ein offensichtliches Muss bei einem Besuch in der Stadt. Diese historische Festung, die auf einem vulkanischen Felsen erbaut wurde, dominiert die Skyline Edinburghs und beherbergt eine reiche Geschichte, die Tausende von Jahren zurückreicht. Im Inneren kann man die schottischen Kronjuwelen, den Stein des Schicksals (Stone of Destiny) und das National War Museum besichtigen. Auch die tägliche „One O’Clock Gun“ – ein Kanonenschuss, der einst Schiffen im Hafen als Zeitzähler diente – ist ein Erlebnis. Es ist ein Ort, der Geschichte lebendig werden lässt und einen tiefen Einblick in das schottische Erbe bietet.



Eine Outlander-Tour: Als großer Fan der Serie konnte ich dieser Tour einfach nicht widerstehen. Sie führte uns schamlos zu vielen der Original-Drehorte der Show, angeführt von einem authentischen Schotten im Kilt – was könnte besser sein? Wir besuchten beispielsweise Lallybroch (Midhope Castle), Fort William (Blackness Castle) und Cranesmuir (Culross), was uns ein unglaubliches Gefühl gab, Teil der Serie zu sein. Es war faszinierend zu sehen, wie die historischen Kulissen, die wir aus der Serie kannten, in Wirklichkeit aussahen. Der kilttragende Guide erzählte uns dabei nicht nur Anekdoten von den Dreharbeiten, sondern auch viel über die schottische Geschichte und Kultur, die „Outlander“ so lebendig macht. Ein absolutes Muss für alle Fans von Jamie und Claire!


Das Erkunden der Altstadt von Edinburgh: Geführt von kostenlosen Stadtführungen, die uns zu verborgenen Juwelen führten, die man sonst nie entdeckt hätte. Die Kopfsteinpflastergassen, die engen „Closes“ (Gassen) und die historische Architektur der Old Town sind ein Labyrinth aus Geschichten und Legenden. Die Guides erzählten uns spannende Anekdoten über die Vergangenheit der Stadt, von berühmten Persönlichkeiten bis hin zu Geistergeschichten, die sich in den alten Mauern verbergen sollen. Jeder Winkel dieser UNESCO-Weltkulturerbestätte birgt seine eigene Magie. Es ist eine Stadt, die man am besten zu Fuß erkundet, um ihre wahre Essenz zu spüren.


Und das war sie, meine unvergessliche Woche in Schottland! Es war eine Reise voller Überraschungen, köstlicher Entdeckungen und atemberaubender Landschaften. Ich bin jetzt zurück in meiner Küche, höre schottische Musik und tüftle daran, wie man einen wirklich guten veganen Black Pudding zubereiten kann. Schottland hat mein Herz im Sturm erobert und ich kann es kaum erwarten, diese kulinarischen und kulturellen Eindrücke in neuen Rezepten zu verarbeiten.
Vielen Dank fürs Lesen, Sassenachs!
